Familien Differenzen beilegen
Das Gehirn ist ein wundervolles Organ. Es beginnt in dem Moment zu arbeiten, in dem wir aufstehen, und es hört nicht damit auf, bis wir das Büro erreichen.
Robert Frost
Hallo an Alle,
dieser Artikel geht fast alle von uns etwas an.
Viele Menschen haben Probleme mit "schwierigen Familienmitgliedern, die sich häufig in heftigen Emotionen bei Familienzusammenkünften niederschlagen (dasselbe gilt übrigens auch für unseren Arbeitsplatz, wenn wir es dort mit Mitarbeitern, Chefs und bestimmten Kunden zu tun haben).
Glücklicherweise liegt das wirkliche Problem meistens gar nicht im Verhalten eines bestimmten Familienmitgliedes. Vielmehr ist es unsere übertriebene emotionale Reaktion auf dieses Verhalten (und damit ein internes Problem, soviel ist sicher), das uns so viele Probleme bereitet.
Ausgehend von diesem Standpunkt stellt uns die aktive EFT Anwenderin Deborah Mitnik die detaillierte Telefonsitzung bezüglich Annies Reaktion auf ein als kontrollierend empfundenes Verhalten ihrer Schwester vor. In diesem Zusammenhang gewährt uns Deborah wertvolle Einblicke in ihre Setup-Statements und ihre Sprachmuster. Ich glaube, Ihr werdet sie bestimmt recht nützlich finden.
Im Nachgang zu dieser Sitzung schrieb Annie einen Brief, in dem sie erklärt, dass das Problem nicht länger existiert. Sie schreibt:
"Es ist interessant zu beobachten, wie so etwas, wenn es mit EFT aufgelöst wurde, so nachhaltig verschwindet, dass es einem schwer fällt, sich daran zu erinnern, wie es gewesen ist. Ich kann mich daran erinnern, wie ich normalerweise reagiert habe, aber in einer sehr entfernten Art und Weise.
Ich umarme Euch,
Gary
Hallo, Gary,
wie Du weißt, arbeite ich mit den meisten meiner Klienten per Telefon. In meiner dritten Sitzung mit Annie, die geographisch weit von mir entfernt wohnt (aber durch das Telefon doch so nah ist) erzählte sie mir von ihrer Anspannung beim Gedanken an einen bevorstehenden Urlaubs-Besuch bei ihrer Schwester, Stephanie, mit der sie seit Jahren eine bewegte Beziehung führte. Aber sie liebte Stephanies Kinder und freute sich darauf, Zeit mit ihnen und mit anderen Mitgliedern der Familie zu verbringen.
Aber der Gedanke an ihre Schwester weckte in ihr den Wunsch "der ganzen Sache aus dem Weg zu gehen. Sie sagte, sie fühle sich "so eingeschränkt durch Stephanies Regeln und es gibt einfach so viele Dinge, die ich nicht tun kann, wenn ich bei ihr bin. Es ist, als würde ich auf rohen Eiern laufen. Ich kann einfach nicht alle Regeln einhalten. Das ganze Haus fühlt sich an wie eine Zwangsjacke. Sie erzählt meinen Nichten und Neffen die ganze Zeit, was sie alles nicht tun können."
Während unserer Sitzung stellte Annie Ähnlichkeiten zwischen ihrer Schwester und der Art, wie sie beide von ihrer Mutter großgezogen wurden, fest.
"Ich kann mich daran erinnern, auch Zuhause so ein eingeengtes Gefühl gehabt zu haben und Probleme damit zu haben, alle Regeln einzuhalten. Ich musste immer aufpassen, was jemand zu mir sagte, oder ich wurde angeschrien. Und Mama hat mich großgezogen, wie sie großgezogen wurde.
Wenn ich ein Problem hatte in der Schule und Zuhause davon erzählen wollte, hörte Mama mir nicht zu, sondern sie fragte gleich: "Und was hast Du dazu beigetragen, das das [dieser Vorfall] passiert ist?"
Ich hatte das Gefühl, dass ich mich andauernd selbst bewerten musste. Und genauso fühle ich mich, wenn ich mit Stephanie zusammen bin. Ich wollte, ich könnte mit Stephanie darüber reden, wie ich mich fühle, aber da sind zu viele Regeln und wir können uns einfach nicht unterhalten. Ich fühle mich durch sie körperlich beengt und regelrecht in die Ecke getrieben."
Aber dennoch wollte Annie den Besuch durchziehen, um ihre Nichten und Neffen und den Rest der Familie sehen zu können.
Also gingen wir ihre Bedenken und Sorgen mit EFT an. In der sehr kurzen Sitzung (kürzer als 1 Stunde) beklopften wir insgesamt 3 Runden, wobei wir direkt Annies Formulierungen aus der vorangegangen Schilderung des Problems verwendeten.
Wenn möglich, fange ich immer mit der körperlichen Manifestation eines Gefühls an. (Für mich ist das ein sehr sanfter Weg als Start in eine EFT- Sitzung. Wenn die körperlichen Beschwerden abklingen, dann lässt meistens auch der Druck nach).
Und weil Annie ihre Intensität in ihrem Magen und in ihrem Brustkorb "fühlen" konnte, klopften wir zuerst:
"Auch wenn ich Stephanie in meinem Magen und in meinem Brustkorb habe ..." "Auch wenn ich Stephanie im Brustkorb mit mir herumtrage..." "Auch wenn ich manchmal Stephanie wie Mutter im Magen spüre..." (bitte beachtet, dass ich in den letzten zwei Runden nicht mehr "mein" gesagt habe.
Durch die ganz leichte Korrektur der Sprache wird oft beim Klienten eine größere Distanz zum Problem erreicht).
Nachdem die Intensität auf der körperlichen Ebene auf Nullen und Einsen reduziert war, gingen wir weiter zu den emotionalen Themen (ganz am Rande, aber Schwester Stephanie lebt in einer Gegend des Landes, in der es eine kulinarische Spezialität gibt, die nirgends so gut schmeckt wie dort. Ein Teil von Annies Motivation für ihren Besuch bestand auch darin, sich diesen Genuss nicht entgehen lassen zu wollen. Deshalb fügte ich in der folgenden Klopfrunde eine "Entscheidung" hinzu, die Annies Aufmerksamkeit erregte und sie zum Lachen brachte). Wir klopften: "Auch wenn da all diese Probleme mit Stephanie sind, die ich gar nicht alle einzeln aufzählen kann, und auch wenn ich mich oft von ihr eingeschränkt fühle, wenn ich mit ihr zusammen bin, entscheide ich mich doch, einen genussvollen Urlaub zu verbringen und zu erkennen, dass Stephanies Einschränkungen ihr eigenes Problem sind."
Wieder ging die Intensität auf Null.
Eine weitere Runde und wir waren fertig. Auch dieses Mal wählte ich einen Entscheidungssatz für die Zusammenfassung.
Als letztes klopften wir: "Auch wenn ich manchmal geradezu auf Stephanies Einschränkungen warte und mich von ihr geknebelt fühle, und ihr nicht sagen kann, was ich wirklich fühle, bemerke ich doch, dass sich Stephanies Kritik vor allem gegen sich selbst richtet. Ich lasse Stephanie Stephanie sein und entscheide mich für einen in jeder Hinsicht genussvollen Urlaub."
Es war Zeit, die Sitzung zu beenden. Als ich Annie fragte, wie sie sich jetzt fühle, meinte sie: "Ich fühle mich ruhiger, wenn ich daran denke. Ich habe eher so ein Gefühl von Frieden, und der Fähigkeit, meine eigenen Entscheidungen zu treffen, auch wenn diese mich etwas von ihr entfernen sollten. Aber das ist anders, als wenn ich versuchen würde, mich ihr zu entziehen, weil es sich eher um eine Entscheidung von mir als um eine Reaktion auf ihr Verhalten handelt. Meine Wahl besteht darin, mich um mein eigenes Wohlergehen zu kümmern."
Als wir uns nach ihren Ferien das nächste Mal sahen, war Annie über den Erfolg der Sitzung so begeistert, dass ich sie gebeten habe, ihre Eindrücke aufzuschreiben und mir zuzuschicken.
Hier ist ihr Brief:
Hi Deborah,
ein bisschen Hintergrundinfo vorab: Meine jüngere Schwester hat drei ganz entzückende Kinder. Wir leben praktisch am entgegengesetzten Ende des Landes und so sehen wir uns, wenn es hochkommt, einmal im Jahr. Ich liebe es, sie alle zu sehen, aber bisher stand ich vor früheren Besuchen doch immer unter Hochspannung. Meine Schwester ist eine Vollhausfrau und ihren Kindern sehr zugewandt.
Auf mich macht das immer den Eindruck, dass sie ihnen eine ganze Menge Vorschriften macht - was sie tun, essen, oder trinken können etc.
Bei meinen Eltern (vor allem meine Mutter) gab es ebenfalls eine Menge Vorschriften, als ich aufwuchs. Wenn ich bisher meine Schwester und ihre Kinder besucht habe, gab es immer wieder Zeiten, in denen ich mich von diesen ganzen Regeln überwältigt gefühlt habe. Ich wurde wieder zurückversetzt in die Tage meiner Kindheit und durchlebte wieder die Gefühle von damals - wie geknebelt, angespannt durch den Versuch, sich an alles zu erinnern, was ich tun sollte oder nicht tun durfte, gehemmt etc. Zeitweise wurden diese Gefühle sehr intensiv und ich war wirklich hin- und her gerissen zwischen dem Wunsch, meine Familie zu sehen und eine schöne Zeit mit den Kindern zu verbringen, wenn ich die Chance hatte - und dem Wunsch, so schnell und so weit ich konnte, davonzurennen!
Vor meinem diesjährigen Besuch arbeiteten wir an diesen Problemen. Als die Sitzung vorüber war, hatte ich wirklich tief in mir das Bewusstsein, dass meine Schwester ihre Kinder so gut erzog, wie sie eben konnte, und dass ich mit ihnen allen zusammen sein konnte, ohne mich darüber aufzuregen. Und genau das passierte auch! Nicht ein einziges Mal hatte ich bei diesem Besuch das alte Gefühl, eingesperrt zu sein und davonrennen zu müssen, so schnell ich konnte. Nicht die Spur davon! Wie erstaunlich! Es war einfach wundervoll, so entspannt zu sein und den Besuch rundherum genießen zu können. Vielen Dank!!!
Es ist interessant zu beobachten, wie so etwas, wenn es mit EFT aufgelöst wurde, so nachhaltig verschwindet, dass es einem schwer fällt, sich daran zu erinnern, wie es gewesen ist. Ich kann mich daran erinnern, wie ich normalerweise reagiert habe, aber in einer sehr entfernten Art und Weise.
Wir telefonieren Morgen!
Annie hatte einen genussvollen Urlaub und erzielte genussvolle Erfolge mit EFT!
von Deborah Mitnick, LCSW-C, übersetzt von Dorothee Geray